Je reicher ein Haushalt, desto grösser der Klimafussabdruck

Die reichsten 10% der Bevölkerung verursachen fast viermal mehr CO2-Äquivalente als die ärmsten 10%, denn sie konsumieren im Schnitt mehr als ärmere. Die Schweizer Klimapolitik soll deshalb sozialverträglicher ausgestaltet werden.

Die Pro-Kopf-Emissionen eines Schweizer Haushaltes steigen mit dem Einkommen deutlich an, weil reichere Haushalte im Schnitt mehr konsumieren als ärmere. Im Schnitt verantworten die reichsten 10% der Wohnbevölkerung mit ihrem Konsum jährlich 18.7 Tonnen CO2-Äquivalente. Das ist fast viermal mehr als die ärmsten 10% ausstossen. Grössere Haushalte wie etwa Familien verursachen pro Kopf weniger Emissionen als kleinere, jüngere Personen mehr als ältere. Das zeigt eine Studie von Caritas Schweiz und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Sie gibt wichtige Anhaltspunkte, wie die Schweizer Klimapolitik sozialverträglicher ausgestaltet werden kann.

Gesteigerte Mobilität verursacht mehr Emissionen

Die Studie zeigt im Weiteren auf, dass Emissionen durch den Verkehr mit dem Einkommen stark ansteigen, viel stärker als die beim Wohnen verursachten Emissionen. «Wer über mehr Geld verfügt, fährt und fliegt deutlich weiter und häufiger», weiss Aline Masé, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik von Caritas Schweiz. Beim Heizen fallen die Unterschiede dagegen viel geringer aus, da dem Konsum von mehr Wohnfläche und Raumtemperatur gewisse Grenzen gesetzt sind und reichere Menschen eher in neueren, besser isolierten Wohnungen leben.

Wie muss eine sozialverträgliche Klimapolitik ausgestaltet werden?

Aus diesen Erkenntnissen lassen sich Schlussfolgerungen ziehen, wie eine sozialverträgliche Klimapolitik ausgestaltet werden muss. Eine sozial gerechte Klimapolitik muss die Reichen besonders in die Pflicht nehmen. Das ist heute aber zu wenig der Fall: Wird wie bis anhin vor allem das Heizen verteuert, tragen ärmere Haushalte einen grösseren Anteil der Mehrkosten, als wenn Benzin und Diesel verteuert würden. «Eine Lenkungsabgabe auf Benzin und Diesel ist aus klima- und sozialpolitischer Perspektive richtig – und sozialverträglicher als die bestehende Lenkungsabgabe aufs Heizen», sagt Aline Masé. Dabei müsse – analog wie dies heute bei der CO2-Abgabe auf Brennstoffe geregelt ist – ein möglichst grosser Teil der Abgaben zu gleichen Teilen an die Bevölkerung zurückverteilt werden.

Über die Studie

Die Daten zu den Einkommen und Ausgaben der Haushalte, welche die ZHAW in ihrer Studie verwendet, stammen aus der Haushaltsbudgeterhebung des Bundesamtes für Statistik. Darin werden alle Güter erfasst, die ein Haushalt innerhalb eines Monats konsumiert. Die Studie berechnet die daraus entstehenden Treibhausgasemissionen in CO2-Äquivalenten, wobei sie auch die grauen Emissionen der konsumierten Güter berücksichtigt, die bei der Herstellung anfallen.